Dienstag, 20. Oktober 2020

[Rezension] Mein Bruder heißt Jessica

 >John Boyne


Verlag: Fischer Verlag
Seitenanzahl: 256
Preis: 14,00 € (Hardcover)
Genre: Romam
Einzelband
ISBN: 978-3-7373-4219-3
Erschienen: September 2020

KLAPPENTEXT

Als Einzelgänger hat Sam Mühe, Freunde zu finden, und seine vielbeschäftigten Eltern geben ihm oft das Gefühl, unsichtbar zu sein. Zum Glück war sein älterer Bruder Jason immer für ihn da. Der ist nett, beliebt, supergut im Fußball, und die Mädchen stehen Schlange für ein Date. Doch eines Tages teilt Jason seiner Familie mit, dass er schon seit langem mit einem Geheimnis kämpft. Ein Geheimnis, das bald alle auseinanderzureißen droht. Seine Eltern wollen nichts davon wissen, und Sam versteht es einfach nicht. Denn was machst du, wenn dein Bruder dir sagt, er ist überhaupt nicht dein Bruder? Dass er denkt, er ist eigentlich … deine Schwester?

Quelle: Fischer Verlag

MEINE MEINUNG

Ich habe das Buch vor ein paar Wochen oder Monaten in der englischen Ausgabe auf Bookstagram gesehen und mir war sofort klar, dass ich es lesen muss. Auch wenn ich selbst bisher nicht mit einem Trans-Menschen in Berührung kam interessiert mich das Thema sehr. Wie ich die Geschichte von Sam und Jessica fand, sag ich dir jetzt.

Schreibstil

Der Schreibstil ist überaus angenehm, schön flüssig und emotional. Die Kapitel waren für meinen Geschmack etwas zu lang, was aber nicht weiter schlimm ist. Wir lesen die ganze Zeit aus der Sicht von Sam, Jessicas kleinen Bruder. Ich fand es sehr interessant und mega aufwühlend die Geschichte von Jessica aus der Sicht einer ihr nahe stehenden Person zu lesen.

Handlung

Die Familie von Sam ist nach außen hin die Vorzeigefamilie: schönes Haus, erfolgreiche Eltern, brave Kinder. Doch eigentlich ist das alles nur Schein. Seine Eltern arbeiten hart für den Job seiner Mutter in der Politik. Ihr Ziel ist der Topjob, Premierministerin von England. Für diesen Job geben seine Eltern 110%. Leider bleibt das Familienleben total auf der Strecke. Seine Eltern haben kaum bis gar keine Zeit für ihn und seinen älteren Bruder Jason. Deshalb ist das Band zwischen den Brüdern besonders eng. Jason kümmert sich um alles. Er hilft Sam sogar bei seinem größten Problem: das Lesen. Sam hat nämlich eine Leseschwäche weswegen er oft gemobbt wird und keine Freunde hat. Jason dagegen ist bei allen in der Schule beliebt. Er kann super Fußballspielen und hat das schönste Mädchen der Schule zur Freundin. Darauf ist Sam sehr stolz. Sein Bruder ist sein größtes Vorbild, er vergöttert ihn regelrecht. Deshalb ist der eine Abend ganz besonders aufwühlend für ihn. Jason nimmt allen Mut zusammen und erzählt seiner Familie wie er sich schon seit frühster Kindheit fühlt. Er ist kein Junge sondern ein Mädchen, das ist ihm schon lange klar aber er hatte Angst vor der Reaktion der anderen. Seine Familie reagiert anders als erhofft. Sie akzeptieren es nicht, tun es als Hirngespinste und sogar als Krankheit ab. Sie schneiden ihn wo sie nur können und unterbinden jegliche Form der äußeren Umwandlung in sein wahres Geschlecht. (zum Beispiel das tragen eines Schals oder das Frisieren der Haare) Dadurch das die Eltern so anti sind zeigt auch Sam kein Verständnis. Allgemein kann er das alles nicht ganz verstehen mit seinen 13 Jahren. Die Eltern haben Angst das die Neuigkeiten an die Presse kommen und so die Wahl negativ beeinflusst wird. Jason geht es sehr schlecht und weil das Familienleben gar keines mehr ist verlässt er dieses und zieht zu seiner Tante. Dort wird er als das angenommen was er ist und kann endlich das sein was er schon immer war: ein Mädchen, von nun an Jessica. Wie der Zufall es will bekommt die Presse natürlich doch Wind davon, gerade zur heißen Phase der Wahlen. Wie und ob das die Wahl beeinflusst, wie die Familie dazu steht und wie es allgemein mit Jessica und ihrer Familie weiter geht musst zu selbst herausfinden.

Charaktere

Die Eltern waren mir von der ersten Seite an unsympathisch. Selbst wenn sie cool mit dem Outing umgegangen wären, hätte sie das für mich nicht besser gemacht. Ich finde es einfach ganz schlimm wie sie mit ihren Kindern umgehen, wo sie ihre Prioritäten setzen.

Sam wollte ich mögen aber er hat es mir echt schwer gemacht. Zu Beginn wurde die innige Beziehung der beiden Kinder so schön beschrieben, was mich ein Stück weit an meine Schwestern und mich erinnert hat. Aber als Jessica sich geoutet hat und Sam so blöd reagiert hat, habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Sam ist noch jung und kann vielleicht nicht alles verstehen aber trotzdem hält man zu seinen Geschwistern. Das hat ihn leider ihn meinen Augen ziemlich schlecht dastehen lassen, auch Dinge die er getan und gemacht hat gehen gar nicht klar. Als ich klein war, sogar noch ein paar Jahre jünger als Sam, hat meine Schwester sich als lesbisch geoutet. Ich habe das auch nicht ganz verstanden bzw. war es mir egal ob sie nun einen Jungen oder ein Mädchen als Partner hat, deshalb habe ich nicht verstanden wie andere darauf negativ reagieren konnten. Meine Schwester war nach wie vor derselbe Mensch. Es hat sich nichts geändert. Ich musste mir auch ein paar Hänseleien in der Schule antun obwohl ich eigentlich recht beliebt in meiner Klasse war. Deshalb kann ich die Situation von Sam gut nachvollziehen aber sein Handeln bleibt trotzdem scheiße.

Jessica fand ich ganz toll und ich hätte mich sehr gefreut wenn wir noch etwas mehr von ihre erfahren hätten oder wenn ein paar Kapitel im Buch aus ihrer Sicht erzählt worden wären. Sie tat mir sehr leid. Ich wollte am liebsten ins Buch steigen und sie in den Arm nehmen oder alle anderen verprügeln.

FAZIT

> Mein Bruder heißt Jessica < war für mich ein sehr aufwühlendes Buch. Ich habe selbst Erfahrungen damit, wie es ist wenn sich ein Familienmitglied outet. Zufällig war ich fast in derselben Situation wie Sam. Deshalb konnte ich ihn und seine Familie auch überhaupt nicht verstehen. Sie waren mir alle so unsympathisch. In meinen Augen ist das Buch sehr gut als Schullektüre geeignet um auf die Akzeptanz - und Toleranzprobleme in der heutigen Gesellschaft hinzuweisen, die leider immer noch bestehen. Weil ich die Menschen im Buch so mies fand gebe ich dem Buch 3 von 5 Tatzen. Das Ende hat es für mich dann auch nicht mehr rausholen können. Ich empfehle das Buch trotztdem jedem!

BEWERTUNG



REIHENINFORMATION

Einzelband

ÜBER DEN AUTOR

John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von neunzehn Romanen, darunter ›Der Junge im gestreiften Pyjama‹, der sich weltweit über zehn Millionen Mal verkaufte, zahlreiche internationale Buchpreise gewann und mit großem Erfolg verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt.

Quelle:  Fischer Verlag


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