Sonntag, 16. April 2017

Rezi: Solange wir lügen

> E. Lockhart


Verlag: Ravensburger Buchverlag
Seitenanzahl: 318
Preis: 14,99€
Genre: Jugendbuch
Reihe: Einzelband
Erscheinungsdatum: 01/11/2015

Worum geht es?

Eine wohlhabende und angesehene Familie. Eine Privatinsel vor der Küste von Massachusetts. Ein Mädchen ohne Erinnerungen. Vier Jugendliche, deren Freundschaft in einer Katastrophe endet. Ein Unfall. Ein schreckliches Geheimnis. Nichts als Lügen. Wahre Liebe. Die Wahrheit.


Wir schauten in den Himmel. So viele Sterne. Es sah aus wie ein Fest, eine große geheime Party, die unsere Galaxie feierte, nachdem die Menschen ins Bett gebracht worden waren. Ich war froh, dass Gat nicht über Sternbilder schwafelte oder irgendeinen Blödsinn über Sternschnuppen und die Erfüllung von Wünschen erzählte. Aber ich wusste auch nicht, was ich von seinem Schweigen halten sollte. „Darf ich deine Hand halten?“, fragte er. Ich legte meine Hand in seine. „Das Weltall kommt mit gerade so riesig vor“, sagte er zu mir. „Ich brauche etwas zum Festhalten.“

Meine Meinung


Der Hauptspielort ist die private Insel der Familie Sinclair. Durch die vielen Beschreibungen konnte ich mir den Ort super vorstellen. Besonders gut gefallen hat mir, dass jede Tochter von Harris ihr eigenes Haus für ihre Familie bekommen hat.

„Herzlich Willkommen bei den wunderschönen Sinclairs. Niemand von uns ist ein Verbrecher. Niemand ein Abhängiger. Niemand ein Versager. Wir Sinclairs sind athletisch, groß und gutaussehend. Wir sind Demokraten aus dem alten Geldadel. Unser Lächeln ist breit, unser Kinn markant und unsere Tennisaufschläge aggressiv. Es spielt keine Rolle, wenn eine Scheidung unser Herz zerreißt, sodass es nur noch widerwillig schlägt. Es spielt keine Rolle, wenn das Geld auf Treuhandkonten knapp wird, wenn wir Kreditkartenrechnungen unbezahlt auf der Küchenanrichte liegen lassen. Es spielt keine Rolle, wenn auf dem Nachttisch eine Sammlung von Tablettenschachteln steht.Es spielt keine Rolle, wenn jemand von uns hoffnungslos, hoffnungslos verliebt ist. So verliebt, dass hoffnungslos verzweifelte Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Wir sind Sinclairs. Niemand ist schwach. Niemand hat Unrecht.“

Seite 11

Am Anfang lernen wir Gadence und ihre Familie kennen. Nach außen gibt sich die Familie wie die perfekte amerikanische Familie, doch das ist alles nur Schein. Harris Sinclair ist das Familienoberhaupt und lässt keine Gelegenheit aus das zu erwähnen. Er ist nicht der tolle, liebe Opi sondern der fordernde, traditionsliebender Großvater. Trotzdem sind die Cousinen und Cousin, Johnny, Mirren und Cady, zusammen mit Gat, der Neffe eines Onkels, beste Freunde und verbringen jeden Sommer gemeinsam auf der Insel. Im Sommer 15 wird alles anders. Eines Abends hat Cady eine Unfall. Seitdem hat sie unerträgliche Migräneanfälle und kann sich an nichts mehr aus diesem Sommer erinnern. Das Komische ist, dass niemand mit ihr über diesen Sommer und ihren Unfall reden will. Ihre Mutter verbietet der restlichen Familie sogar Cady darüber aufzuklären. Zwei Jahre nachdem Unfall darf Cady erst wieder zurück auf die Insel ihrer Familie, aber alle verhalten sich merkwürdig, sogar ihre besten Freunde. Immer wenn der Unfall angesprochen wird weichen Mirren, Gat und Johnny aus. Auch Großvater Harris ist plötzlich ganz anders, er scheint verwirrt zu sein und nennt Cady öfter bei dem Namen ihrer Cousine. Als es Cadence endgültig reicht stellt sie Nachforschungen über jene Nacht an. Stück für Stück kommt ihre Erinnerung wieder. Doch mit dem was sie herausfindet hat sie selbst, und auch ich, niemals gerechnet.

Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen. Es gibt viele Rückblende, die aber wenig bis gar nicht verwirrend sind. Ich wusste also immer ob ich mich in der Vergangenheit oder Gegenwart befinde. Das Buch ist in 5 Teile gesplittet und hat viele kleinere Kapitel, durch die ich super schnell voran kam.

Das ganze Buch dreht sich um die Sinclairs. Ein paar Mitglieder werden nur am Rand erwähnt und bleiben im Hintergrund. Das Meiste erfahren wir über unsere 4 Lügner. Jeder hat eigene besondere Charakterzüge. Johnny ist sehr humorvoll, Mirren die pure Freundlichkeit, Gat strebt nach allem Wissen und Cady liebt ihre Familie, doch möchte auch rebellieren. Die Familienverhältnisse sind etwas kompliziert. Die Töchter von Harris wetteifern untereinander und streiten sich darüber, wem welches Erbe zu steht. Jede der Frauen will das was die andere will. Als Vater wäre es Harris Aufgabe den Streit zu schlichten aber er macht genau das Gegenteil. Er stichelt die Frauen an sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Sie ziehen ihre Kinder mit in die Streitigkeiten, doch die sind schlauer und halten zusammen. Das ist eines der wenigen Bücher in dem ich keinen Lieblingscharakter habe. Sie sind alle interessant aber total verblendet durch ihre Gier, ihren Geiz oder anderen Einflüssen.

„Nicht ein einziges Mal schaute er zurück zum Palast, der sein Zuhause gewesen war. Dort hatten sie ihm nicht mal einen Namen gegeben. Doch nun war er frei und konnte losziehen, um sich in der weiten, weiten Welt einen eigenen Namen zu machen. Und vielleicht, nur vielleicht, würde er eines Tages zurückkehren, und diesem beschissenen Palast niederbrennen.“

Seite 212

Fazit


Die Geschichte der 4 Lügner hat mir sehr gut gefallen! Es war sehr spannend zusammen mit Cady ihre Erinnerung aufzufrischen und die Vergangenheit zu ergründen. Die kurzen Kapitel fand ich sehr erfrischend und durch den lockeren Schreibstil kam ich zusätzlich sehr gut voran. Die Charaktere sind alle interessant wenn auch nicht unbedingt sympathisch. Was ich absolut großartig fand ist zu einem der Stammbaum ganz vorne im Buch und zum anderen die kleine Geschichten, die Cady hier und da mal erfindet. Die mit der Schöne und das Biest hat mir am meisten gefallen. Obwohl ich mich eigentlich nicht entscheiden kann, denn die Metapher sind alle fantastisch gewählt und ich wusste sofort auf wen es sich aus der Familie bezieht. Das Ende war sehr überraschend! Mit der Auflösung hätte ich so niemals gerechnet. Es hat mich sprachlos und schockiert zurück gelassen. Und ich hatte sogar Pipi in den Augen, was mir so gut wie nie passiert!
Alle Achtung Frau Lockhart, dass haben sie sehr gut gemacht!
Leseempfehlung!



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